Ratgeber

Blähungen den Garaus machen

Blähungen den Garaus machen

Von Winden gequält

Nicht nur peinlich, sondern oft auch schmerzhaft: Zu viel Luft im Bauch verursacht neben oft lautstark abgehenden, unangenehm riechenden Winden auch Völlegefühl bis hin zu krampfartigen Schmerzen. Tröstlich ist, dass Blähungen häufig harmlos sind – und sich mit den richtigen Tricks auch gut in den Griff bekommen lassen. Lesen Sie, wie Sie den üblen Winden mit allerlei Hilfsmitteln aus Küche und Apotheke den Garaus machen.

Die meiste Darmluft wird abgeatmet

Luft im Darm ist ganz normal, da sie mit jeder Mahlzeit mit abgeschluckt wird. Auch bei den Verdauungsprozessen im Darm entstehen Gase, zum Beispiel Kohlendioxid, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Methan. Ein gesunder Darm schafft es, diese Luft weitgehend geruchsneutral und geräuschlos wieder loszuwerden. Der größte Teil der Gase gelangt über die Darmschleimhaut ins Blut und wird über die Lunge abgeatmet. Ein kleiner Teil verlässt den Darm über den Anus, in der Regel mit wenigen oder gar keinen Winden.

Bei zu viel Luft im Darm versagt dieses innere Entlüftungssystem jedoch. Und das kommt häufig vor: Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter einem aufgeblähten Bauch mit Spannungs- und Völlegefühl oder vermehrten Blähungen.

Hinweis: Auch wenn keiner darüber spricht: Darmwinde oder Pupser (medizinisch auch Flatus) produziert jeder. Normal sind bis zu 10 bis 20 pro Tag. Sind es mehr oder kommen Schmerzen dazu, sollte man den Winden auf den Grund gehen.

Hausgemachte Luftansammlungen

Es gibt sehr viele Gründe für die übermäßige Ansammlung von Luft im Darm. Die allermeisten davon sind harmlos, dazu gehören beispielsweise

  • Vermehrtes Luftschlucken, zum Beispiel durch zu hastiges Essen, Kaugummi-Kauen oder Zigarettenrauchen.
  • Zu üppige Mahlzeiten. Unsere Verdauung wird nur mit einer begrenzten Menge von Nahrung auf einmal fertig. Wird diese überschritten, können nicht alle Nahrungsbestandteile ausreichend aufgespalten werden, was Blähungen verursacht.
  • Blähende Speisen. Vor allem Zwiebeln, Kohl, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide beinhalten reichlich Faserstoffe, die der Darm nicht alleine aufspalten kann. Das übernehmen dann Dickdarmbakterien, die dabei aber viele Gasen produzieren.
  • Zu viel Stress. Unter Stress wird das sympathische Nervensystem aktiviert und das vegetative Nervensystem ausgebremst. Dadurch läuft die Verdauung auf Sparflamme und aufgenommene Nahrung wird vom Körper nicht richtig verarbeitet.
  • Kohlensäure-haltige Getränke. Bei Diäten sind kohlensäurehaltige Getränke beliebt, weil sie mit Ihren hohen Luftgehalt den Magen füllen – diese gelangt aber leider aber in den Darm und verursacht dort Blähungen.
  • Schwangerschaft. Das in der Schwangerschaft vermehrt freigesetzte Progesteron entspannt die Muskeln inklusive Darmmuskulatur. Dadurch wird der Darm träger und die Verdauung langsamer. In der späteren Schwangerschaft wird die Verdauung manchmal behindert, weil das an Größe und Gewicht zunehmende Kind auf den Darm der Mutter drückt.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Bei Laktose- oder Fruktoseunverträglichkeit fehlen Betroffenen Enzyme oder Transportsysteme, die für eine normale Verdauung und Aufnahme dieser beiden Zucker verantwortlich sind. Die Zucker gelangen dann unverdaut in den Dickdarm und „füttern“ dort gasproduzierende Bakterien.

Hinweis: Vorsicht mit Zuckeraustauschstoffen wie zum Beispiel Sorbit. Der menschliche Darm kann nur etwa 20 bis 50 g davon am Tag aufnehmen, der Rest führt zu Verdauungsbeschwerden. Manche Menschen reagieren sogar schon auf wenige Gramm Sorbit mit Blähungen.

Blähungen durch Darmstörungen

Neben „hausgemachten“ Blähungen gibt es auch andere Ursachen für einen vermehrten Luftgehalt im Darm. Ein Grund ist die Einnahme von Medikamenten. Antibiotika oder Metformin können zu einer Fehlbesiedelung des Darms mit einer Überzahl gasbildender Bakterien und dadurch zu Blähungen führen. Die häufig eingenommenen Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol machen manchmal Probleme, weil sie die Magensäure reduzieren. Das schützt zwar die Magenschleimhaut, führt aber auch zu einer geringeren Aufspaltung und Zersetzung der Nahrung im Magen und folglich zu Verdauungsproblemen.

Manchmal stecken auch ernstere Erkrankungen hinter den Blähungen. Auch wenn wie bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung die Verdauungsenzyme vermindert sind, gelangen zu viele unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter Gasbildung von den Bakterien verwertet. Typisch sind Blähungen zudem bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wenn die geschädigte Darmschleimhaut die bei der Verdauung entstehenden Gase nicht mehr ausreichend aufnehmen kann.

Wann zum Arzt?

Nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte man Blähungen, wenn sie anhaltend sind und von starken Bauchschmerzen oder Krämpfen begleitet werden. Spätestens zum Arzt sollten Sie gehen, wenn sich auch der Stuhl verändert, zum Beispiel anhaltend weicher oder dünner oder häufiger wird. Zu den absoluten Alarmsignalen aus dem Darm gehören außerdem

  • nächtlicher Durchfall
  • Blut im Stuhl
  • Gewichtsverlust bei unveränderter Nahrungsaufnahme
  • Fieber.

Hinweis: Im schlimmsten Fall steckt hinter solchen Beschwerden ein Dickdarmkrebs. Besonders vorsichtig sollten Sie sein, wenn in Ihrer Familie Fälle bekannt sind. Berichten Sie Ihrem Arzt davon und nehmen Sie die Vorsorgeuntersuchungen wahr.

Selbsthilfe gefragt

Krankheitsverursachte Blähungen gehören therapeutisch in die Hand Ihres Arztes. In harmlosen Fällen spricht aber nichts gegen eine Selbstmedikation. Und hier haben Küche, Apotheke und Pflanzenmedizin einiges zu bieten.

Schnelle Abhilfe bei luftbedingtem Völle- und Spannungsgefühl im Bauch verschaffen die sogenannten Entschäumer. Dabei handelt es sich um Tenside, die die Oberflächenspannung herabsetzen und dadurch die Gasblasen im Darm platzen lassen. Die freien Gase können dann leichter von der Darmschleimhaut aufgenommen oder abtransportiert werden. Entschäumer haben den Vorteil, dass sie rein physikalisch wirken und nicht vom Körper aufgenommen werden. Es gibt sie in den verschiedensten Zubereitungen:

  • Kautabletten, zum Beispiel Simethicon-ratiopharm®85 für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene, sie sind gut zerkaut zu den Mahlzeiten einzunehmen
  • Tropfen oder Emulsionen, zum Beispiel Sab simplex®Tropfen oder Espumisan® Emulsion (beide ab dem Säuglingsalter, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten)
  • Weichkapseln, zum Beispiel Lefax®extra für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten
  • Mikrogranulat, zum Beispiel Lefax®intens Lemon fresh Microgranulat für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten.

Manche Entschäumer enthalten zusätzlich Verdauungsenzyme, zum Beispiel Enzym-Lefax®Kautabletten oder Meteozym®magensaftresistente Tabletten. Einen wissenschaftlichen Nachweis für ihre Wirksamkeit gibt es bisher nicht. Da viele Betroffenen trotzdem von der Entschäumer-Enzym-Kombi profitieren, lohnt sich ein Versuch damit durchaus.

Hinweis: Enzympräparate stammen aus Pankreasextrakten von Schweinen. Für Menschen, die zum Beispiel aus religiösen Gründen keine Produkte vom Schwein verzehren, sind sie deshalb nicht geeignet.

Tee und Gewürze gegen Blähungen

Viele Koch- oder Backrezepte sind so konzipiert, dass sie Blähungen entgegenwirken. So ist Kümmel eine beliebte Zutat, die die Verdauung beruhigt, zum Beispiel in Kümmelbrot oder als Zugabe zu schwer verdaulichem Kohl. Auch die ätherischen Öle des Fenchels unterstützen die Verdauung. Fenchelsamen zum Kauen werden z. B. in der indischen Küche nach einer Mahlzeit angeboten.

Viele dieser Gewürze wirken auch als Teezubereitungen. Allen voran Fenchel, Anis und Kümmel, die als Tee vor dem Essen getrunken die Verdauung anregen und bei schon bestehenden Blähungen entblähend und entlastend wirken.

Tipp: Wenn Sie Tee aus frischen Samen zubereiten, zerstoßen Sie diese kurz vor dem Überbrühen mit dem Mörser. Dadurch lösen sich die ätherischen Öle besser und die wohltuende Wirkung wird verstärkt.

Entbläher aus dem Pflanzenreich

Neben den Teezubereitungen stehen entblähende Wirkstoffe (sog. Karminativa) aus der Pflanzenwelt auch in Kapselform zur Verfügung. Hilfreich ist zum Beispiel die fixe Kombination Menthacarin (zum Beispiel Carmenthin®) aus Pfefferminzöl und Kümmelöl. Beide Wirkstoffe zusammen lösen Krämpfe und vermindern Völlegefühl und Blähungen. Zugelassen ist das Kombiprodukt für Jugendliche ab 12 und Erwachsene.

Auch Flüssigzubereitungen mit Pflanzenwirkstoffen kommen gegen Blähungen zum Einsatz, allen voran Präparate mit Bitterstoffen. Bitterstoffe regen über die Geschmacksrezeptoren die Magen- und Gallensaftsekretion an und wirken damit verdauungsfördernd. Häufig wird die verdauungsfördernde Eigenschaft von Enzian, Wermut oder Angelikawurzel mit krampflösenden Wirkstoffen aus Melisse und Kümmel kombiniert. Die Einnahme solcher Tropfen oder Lösungen erfolgt mehrmals täglich vor den Mahlzeiten, um ihre Wirkweise optimal auszunutzen. Beispiele für solche Mixturen sind die ethanolischen Extrakte Iberogast®flüssig oder Gastritol®liquid. Zu den Karminativa (Entblähern), die ohne alkoholisches Auszugsmittel gewonnen werden, gehören zum Beispiel Gastrovegetalin®Weichkapseln, Gelsectan®Kapseln oder Gastrovegetalin®Lösung.

Viele der pflanzlichen Entbläher dürfen nicht in der Schwangerschaft angewendet werden. Schwangere tun gut daran, sich bei Blähungen individuell von ihrem Frauenarzt oder Apotheker beraten zu lassen. Eine Therapieoption ist der oben genannte Entschäumer Simeticon, da er physikalisch wirkt und vom Organismus nicht aufgenommen wird.

Hinweis: Bitte keinen Magenbitter vor oder nach dem Essen! Weil sich der Stoffwechsel erst einmal um die Entgiftung des Alkohols kümmern muss, wird die Verdauung der Mahlzeit zunächst verzögert statt gefördert.

Was man noch tun kann

Neben Bitterstoffen und Entschäumern gibt es einige Verhaltensregeln, die den Bauch zur Ruhe bringen können. Allen voran sollten Sie alles vermeiden, was Blähungen fördert (siehe weiter oben im Text). Darüber hinaus hilft:

  • Genug bewegen. Bewegung unterstützt die Darmmotorik und damit den Abtransport der Gase. Empfehlenswert sind Verdauungsspaziergänge, leichte Gymnastik und auch die Massage des Bauches.
  • Stress abbauen und Seele baumeln lassen. Entspannung entspannt auch den Darm und lässt ihn besser verdauen.
  • Probiotika. Der Versuch die Darmflora mit „guten“ Bakterien auf Vordermann zu bringen kann durchaus helfen. Sie senken unter anderem den pH-Wert im Darm und hemmen dadurch das Wachstum unerwünschter Bakterien. Außerdem sollen sie die für die Verdauung erforderlichen Bewegungen des Darms fördern.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten abklären lassen. Wenn Sie immer wieder auf Obst oder Milch mit Blähungen und Durchfall reagieren, könnte eine Fruktose- oder Laktoseintoleranz dahinterstecken. Einfache Tests beim Arzt schaffen Gewissheit.

Tipp: Jeder Mensch reagiert individuell auf Nahrungsmittel. Wenn die Ursache für Verdauungsstörungen nicht klar ist, führen Sie ein Ernährungstagebuch, um blähende Übeltäter herauszufinden und von dann ab zu meiden.

Quelle: DAZ 2018, Nr. 50 S. 36

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: Inspiration GP/Shutterstock.com
Beschwerden in den Wechseljahren

Beschwerden in den Wechseljahren

Linderung durch pflanzliche Arzneimittel

Pflanzliche Arzneimittel sind beliebte Präparate, um den verschiedenen Beschwerden während der Wechseljahre zu begegnen. Ein Überblick.

Zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr lässt die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone sukzessiv nach, bis sie schließlich ganz verebbt. Diese biologische Phase der Frau wird als Wechseljahre (Klimakterium) bezeichnet. Durch die Umstellung im Hormonhaushalt leiden Frauen an unterschiedlichen Beschwerden: Neben Hitzewallungen und Schweißausbrüchen werden sie von Herzrasen, Schwindelgefühlen sowie von Trockenheit und Jucken im Scheidenbereich geplagt. Zu den physischen Veränderungen treten Beschwerden psychischer Natur. Einige Frauen klagen über depressive Verstimmungen, Reizbarkeit, Nervosität und Schlaflosigkeit. Die Beschwerden fallen in ihrer Intensität individuell aus, wobei sie nur bei einem Drittel der Frauen behandlungsbedürftig sind. Sobald sie jedoch die Lebensqualität deutlich einschränken, sollten Sie Ihren Arzt konsultieren, um die Beschwerden schulmedizinisch zu behandeln.

Generell bietet die pflanzliche Naturheilkunde eine Auswahl an Präparaten, um leichte Beschwerden zu lindern und die konventionelle Therapie zu begleiten. Aufgrund mangelnder Datenlage konnte in wissenschaftlichen Studien bisher allerdings die Wirkung, Effektivität und somit mögliche Risiken einiger pflanzlichen Substanzen für Wechseljahrebeschwerden nicht ausreichend geklärt werden.Die Apothekerin Jutta Sievers stellt in der ptaHeute pflanzliche Arzneimittel zur Behandlung von klimakterischen Beschwerden vor und informiert über deren Anwendung. Über diese als auch über die Dosierung, mögliche Nebenwirkungen und Interferenzen mit parallel eingenommenen Arzneimitteln sollten sich Frauen bei Ihrem Arzt oder Apotheker unbedingt im Vorfeld beraten lassen.

Ein Altbekanntes Mittel – die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa rhizoma)

Diverse pharmakologische Studien belegen die positive Wirkung des Extrakts der Traubensilberkerze: Dieses soll sich günstig auf die Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen sowie Ein- und Durchschlafstörungen auswirken. Die Wirkung des Extrakts entwickelt sich in den ersten zwölf Wochen und bleibt danach konstant. Während sich die klimakterischen Beschwerden insgesamt um die Hälfte reduzieren, gehen die Hitzewallungen um 80 Prozent zurück. Des Weiteren wird der Traubensilberkerze eine regulierende Wirkung auf den Knochenstoffwechsel zugesprochen, sodass deren Extrakt insbesondere für Osteoporose-gefährdete Frauen vorteilhaft sein soll. Denn der Mangel der Geschlechtshormone beschleunigt den Abbau von Knochengewebe.

Als seltene Nebenwirkungen nennt die Expertin Magen-Darm-Störungen, Hautreaktionen und Leberschädigungen. Falls Sie Hormone einnehmen und Ihre Regelblutung wieder eintritt, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Aufgrund der unklaren Studienlage sollten Frauen mit Östrogen-abhängigem Tumor Cimicifuga-Extrakte nur auf ärztliche Anweisung hin einnehmen.

Pflanzliche Arzneimittel gegen psychische Beschwerden

Einige Cimicifuga-Präparate enthalten zusätzlich Johanniskraut-Extrakte und werden in der Regel an Frauen verschrieben, bei denen depressive Verstimmungen sowie psychovegetative Störungen im Vordergrund der Beschwerden stehen. Generell haben sich Monopräparate von Johanniskraut-Extrakten bei der Linderung von leichten depressiven Verstimmungen, Nervosität und Angst bewährt. Von daher bieten diese bei psychischen Beschwerden, die im Zuge der Wechseljahre auftreten, eine gute Möglichkeit, diesen entgegenzuwirken.

Die Wirkungen des Rhapontikrhabarbers

Sowohl gegen die psychischen als auch gegen die neurovegetativen Beschwerden bietet der Spezialextrakt aus dem Sibirischen Rhabarber, dem Rhapontikrhabarber, eine gute Behandlungsalternative. Je nach Zielort des Wirkstoffs wirkt er sich positiv auf das Brust- und Gebärmuttergewebe oder auf das Herz-Kreislauf- und Knochensystem aus.

Pflanzliche „Geschlechtshormone“: Phytoestrogene

Um starke klimakterische Beschwerden zu lindern, griffen einige Frauen vor etwa zehn Jahren auf die Hormonersatztherapie zurück: Die Gabe von Geschlechtshormonen sollte den natürlich eintretenden Mangel an Hormonen ausgleichen. Da die alleinige Verabreichung von Östrogenen allerdings die Entwicklung von Gebärmutterkrebs fördert, wurden die Präparate zusätzlich mit Gestagenen angereichert. Nur für Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde, galten Monopräparate mit Östrogen als unbedenklich. Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Studien sind jedoch seit etwa 2002 erhebliche Nebenwirkungen der Hormonersatztherapie bekannt: So erhöhen sie deutlich das Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken oder an einer Lungenkrebserkrankung zu sterben. Des Weiteren führen sie zu einer Reihe von weiteren gesundheitlichen Risiken.

Neben den synthetisch hergestellten Geschlechtshormonen gibt es pflanzliche Geschlechtshormone: Aufgrund der Östrogen-ähnlichen Molekül-Struktur wirken sie wie Östrogene: Sie werden als Phythoestrogene bezeichnet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Arzneimittel, sondern um sekundäre Pflanzenstoffe, die vor allem in Soja, Hülsenfrüchten oder Vollkorngetreide vorkommen. Sie werden auf dem Markt wie Nahrungsergänzungsmittel gehandelt. Die Phythoestrogene lassen sich in unterschiedliche Gruppen mit verschiedenen Einzelwirkstoffen gliedern. Deren Wirkungsweise ist bisher jedoch noch nicht abschließend geklärt. Auch eventuelle Risiken für Brustkrebserkrankungen sind noch unklar. Sprechen Sie deswegen vor der Einnahme mit Ihrem Arzt oder Apotheker.

Aus dem Rotklee-Extrakt gewonnene Isoflavone

Das apothekenpflichtige Menoflavon enthält unter anderem Isoflavone, eines der bekanntesten Phytoesterogene. Es wird aus Rotklee extrahiert und soll sich positiv auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Frauen auswirken, die sich vor, in und nach der Menopause befinden. Als Dosierung gibt die Apothekerin Sievers eine Tablette täglich an.

Aus Soja gewonnene Isoflavone

Neben Rotklee enthält das Nahrungsergänzungsmittel Soja verschiedene Isoflavone. Dessen schützende Wirkung für das Herz-Kreislauf- und Knochensystem ist klinisch bewiesen. Inwiefern es an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt ist, wird noch untersucht. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Verdauungsbeschwerden und allergische Reaktionen.

Quelle: Jutta Sievers: Gut durch die Jahre: Gynäkologie aus der Natur. PTAheute, Heft 22, November 2014, S. 20-24.

| Von: J. Schmidt/Jutta Sievers/PTA Heute/DKFZ; Bildrechte: Alloy Photography/Veer
Nasenbluten stoppen
Nasenbluten ist meist harmlos. Wenn die Blutung allerdings nach 30 Minuten nicht aufhört, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Nasenbluten stoppen

Ursachen meist harmlos

Nasenbluten sieht schnell dramatisch aus: Schon wenige Milliliter Blut genügen, um ein Taschentuch zu durchtränken. Meist sind die Blutungen jedoch harmlos und nur selten ist ein Arztbesuch nötig.

Ursachen für Nasenbluten

Eine der Aufgaben der Nase ist das Anwärmen der Atemluft. Dafür ist die Nasenschleimhaut durchzogen von einem dichten Geflecht aus Blutgefäßen. Diese Gefäße liegen direkt unter der Haut und daher kommt es leicht zu Blutungen.

Häufige Ursachen für Nasenbluten sind Gewalteinwirkung, etwa Stöße, oder starke körperliche Belastungen, wie Sport oder Husten. Bei kleinen Kindern wird Nasenbluten häufig durch „Nasebohren“ verursacht. Durch trockene Heizungsluft kommt es im Winter schneller zu Nasenbluten. Denn Austrocknen der Nasenschleimhaut begünstigt das Platzen der Gefäße. Der Missbrauch von Nasentropfen oder Kokain hat den selben Effekt auf die Gefäße. Weitere begünstigende Faktoren sind die Einnahme von Blutverdünnern, Allergien, eine schiefe Nasenscheidewand, Bluthochdruck und Rauchen.

Erste Hilfe bei Nasenbluten

Die wichtigste Verhaltensregel bei einer blutenden Nase lautet: Bewahren Sie Ruhe. Denn in der Regel ist Nasenbluten ein harmloses Symptom und lässt sich ohne ärztliche Hilfe stoppen. Dr. Klaus Domedy, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten im Ärztezentrum der Techniker Krankenkasse in Nehmten (Schleswig-Holstein) rät, die Blutgefäße in der Nase für circa zehn Minuten zu verschließen. „Dazu werden entweder die Nasenflügel mit den Fingern zusammengedrückt, Watte in die Nasenlöcher eingeführt oder gefäßverengende Tropfen lokal angewendet.“

Die richtige Sitzhaltung

Bei Nasenbluten setzen Sie sich am besten aufrecht hin und neigen den Kopf leicht nach vorne. So verhindern Sie, dass Blut in den Rachen läuft und von Ihnen verschluckt wird. Keinesfalls sollten Sie den Kopf in den Nacken legen. Dr. Bubel warnt: „Das ist grundverkehrt: Dann läuft Blut nach hinten und landet bestenfalls im Magen, dann wird Ihnen irgendwann schlecht.“

Tipp: Legen Sie einen kalten Lappen oder ein Kühlpack in den Nacken. Durch die Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen und die Blutung lässt nach.

Nasenbluten vorbeugen

Wenn Sie öfter von Nasenbluten betroffen sind, können Sie diesen mit salzhaltigen Nasensprays vorbeugen. Spezielle Nasensalben oder Vaseline pflegen die Nasenschleimhaut ebenfalls und halten sie geschmeidig, sodass es seltener zu Rissen kommt.

Tipp: Im Winter sollten Sie trockener Wohnungsluft vorbeugen. Heizen Sie dazu nur moderat und lüften Sie regelmäßig.

| Von: Katrin Stegherr/Sandra Göbel; Bildrechte: Image Source Trading Ltd/Shutterstock.com
Selbsthilfe bei Heuschnupfen
Frühlingsgefühle trotz Allergie.

Selbsthilfe bei Heuschnupfen

Start in die Allergie-Saison

Sobald die ersten Sonnenstrahlen die Natur zum Leben erwecken, geht für Viele ein bekanntes Leiden wieder los: Eine laufende Nase und juckende rote Augen nehmen den Betroffenen einen großen Teil der Vorfreude auf den Frühling. Was Sie selbst tun können und welche Hilfe Sie in der Apotheke erhalten.

Beugen Sie vor!

Wer seit mehreren Jahren unter Heuschnupfen oder allergischer Rhinitis leidet, weiß in der Regel, zu welchem Zeitpunkt es mit den Beschwerden losgeht. Egal, ob Sie auf blühende Haselnussbüsche, Birken oder Gräser allergisch reagieren – ganz werden Sie dem Allergen nicht aus dem Weg gehen können. Pollenflug endet leider nicht an der Gartengrenze. Aber regelmäßige Nasenduschen und das Säubern von Kleidung und Haaren helfen Ihnen, den Beschwerden ein wenig zu entkommen. Angenehm für die Nase ist dabei die Spülung mit einer ausgewogenen Salzlösung, so vermeiden Sie unangenehmes Brennen und Schäden an der Schleimhaut.

Tipp: Bei akuter Pollenallergie empfiehlt es sich, jeden Abend die Nasendusche zu benutzen. Auch sollten Sie Ihre Haare am besten abends waschen und getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer lagern.

Effektiv und lokal

Heuschnupfengeplagte, die hauptsächlich unter einer laufenden oder verstopften Nase leiden, lindern ihre Beschwerden am effektivsten durch Kortikoid-haltige Nasensprays. Es sind drei Wirkstoffe zur Selbstmedikation in der Apotheke erhältlich: Beclometason, Fluticason und Mometason. Bei den beiden letztgenannten Substanzen muss ein Arzt bei Ihnen die Erstdiagnose allergische Rhinitis stellen, bevor Sie die Medikation mit den frei verkäuflichen Mitteln beginnen dürfen. Die volle Wirkung ist zwar erst nach einigen Tagen zu erwarten, aber bereits nach zwölf Stunden spüren die Meisten eine deutliche Besserung.

Sie können das Kortikoid-Nasenspray über die gesamte Pollensaison anwenden, sollten aber darauf achten, dass Sie nur noch die niedrigste wirksame Dosis verwenden, wenn die Beschwerden nachlassen.

Tipp: Putzen Sie sich die Nase vor der Anwendung von Nasensprays. So gelangt der Wirkstoff schneller dorthin, wo er hinsoll: in die Nasenschleimhaut.

Rasch wirksam und gut in Kombination

Sind Ihre Beschwerden noch nicht so ausgeprägt oder möchten Sie Kortikoide vermeiden, stehen Ihnen in der Apotheke verschiedene topische Antihistaminika für die lokale Behandlung zur Verfügung: Azelastin, Levocabastin und Ketotifen. Diese Medikamente hemmen die Wirkung des Botenstoffes Histamin, das für die Beschwerden bei Allergien verantwortlich ist. Sie sind als Augentropfen und einige als Nasenspray erhältlich. In Kombination mit einem Kortikoid-haltigem Nasenspray können Sie auf diese Weise die Zeit überbrücken, bis es seine volle Wirkung entfaltet hat.

Hinweis: Die topischen Antihistaminika sind auch bei Kindern zugelassen, allerdings ab unterschiedlichen Altersstufen. Erkundigen Sie sich bei Bedarf bei Ihrem Apotheker.

Hilfe für den ganzen Körper

Sind bei Ihnen Augen und Nase gleichermaßen von den allergischen Beschwerden betroffen, ist die Einnahme von Tabletten, Saft oder Tropfen sinnvoll. Die enthaltenen Wirkstoffe Loratadin oder Cetirizin wirken auf den gesamten Körper. Ihr Einsatz hat sich auch bei Kontaktlinsenträgern bewährt, die nach der Anwendung von Augentropfen eine viertel Stunde warten müssen, bevor sie die Linsen wiedereinsetzen sollten. Die neuen Wirkstoffe sind in ihrer Wirkung vergleichbar und besitzen kaum noch einen müde machenden Effekt.

Tipp: Wenn Sie Ihre Tagesdosis am Abend einnehmen, können Sie eventuell auftretende Müdigkeit einfach „verschlafen“.

Quelle: Julia Borsch: Was bei Heuschnupfen hilft, www.deutsche-apotheker-zeitung vom 31.05.2017.

Weiterführende Informationen zur aktuellen Pollenbelastung und dem Pollenflug in der Jahresübersicht.

| Von: Simone Lang; Bildrechte: Twinkle Studio/Shutterstock.com